Bücher Rezensionen

Ich liebe Bücher und lebe in ihnen. Ich lese praktisch keine Belletristik außer Graphic-Novels. Diese liebe ich um so mehr – nicht nur, weil die künstlerische Darstellung eine eigene, zusätzliche Dimension der Atmosphäre schafft – sondern weil man sie in ein paar Stunden lesen kann. Und damit wird es mir leicht gemacht.

Ich will unter dieser Rubrik auch keine echten Rezensionen schreiben – sondern eher die Eindrücke, den diese Bücher bei mir hinterlassen – es ist also eine äußerst subjektive Darstellung!

An Weihnachten bekam ich wieder einige schöne Graphic-Novels. Anfangen möchte ich mit  Aufzeichnungen aus Birma“ von Guy Delisle Wie kaum ein anderer Autor/Zeichner schafft er es, einen Eindruck von Leben in Leben in Diktaturen abzubilden. Ruhig, bedächtig, ein lakonischer, klarer reduzierter Zeichenstil trotzdem sehr atmosphärisch. Voll Witz und Seltbstironie. Warmherzig und immer die Menschen im Blick, die in so einem System leben (müssen). Ich finde, Delisle schafft einen großartigen Spagat zwischen Menschlichkeit und Beklemmung – Naivität, Neugier und Kritik. Toll! Ich kramte nach dieser Lektüre wieder „Pjöngjang“ und „Shenzen“ hervor – und ich denke, ich werde mir noch seine weiteren Werke kaufen.

Wie hätte es wohl ausgesehen, wenn er die Ilias gezeichnet hätte? Ich habe als -Fan von antiken Mythen – den Band Ilias von Clotilde Bruneau und Pierre Taranzano und Luc Ferry bekommen. Definitiv  nicht mein Buch – mir ist der Zeichenstil zu „reisserisch“, actionlastig, zu überladen die Darstelllung zu „splattermäßig“ – da fliegen Augen aus dem Schädel, quellen Därme aus dem Bauch und ständig exzessive Gewaltdarstellungen. Es gibt Menschen, die haben damit kein Problem – ich schon, mich stößt so etwas ab. Natürlich, Krieg ist brutal, aber ich finde hier geht es um auch sehr um die Darstellung der Atmosphäre eines antiken Liedes. Ich weiß, es gibt viele Menschen, die mögen diesen Zeichenstiel – ich nicht. Auch die Helden – allesamt „Übermenschen/Superhelden“- flache Charaktere kaum auseinanderzuhalten. Auch die Rolle der Götter – unwirklich, unmotiviert, hyperaktiv? Immerhin bemüht sich Taranzano (der Künstler) teilweise um eine historisch korrekte Darstellung der Kämpfer. Viele tragen tatsächlich Rüstungen und Kleidung aus dem mykenischen Zeitalter (in dem das Drama eigentlich spielt), das wird aber in keiner Weise konsequent durchgehalten (es tauchen z.B.: hellenistische Rüstungen oder Hopliten auf). Die Götterwelt liegt dagegen in einem comichaften hellenistischen (?) Fantasiegriechenland – passt für mich nicht – zu modern-diesseitig. Ich fand`s leider eher abstossend – und auch kein Witz dabei, kein Augenzwinkern, keine Tiefe, kein Nachdenken, kein Verhängnis – nur abschlachten. Ich weiß, es soll nahe am Original sein, ich weiß mein Link enthält eine positive Kritik – mir gefällts trotzdem nicht. Wenn das humanistische Bildung sein soll -das ist der Anspruch von Luc Ferry (immerhin ehemaliger französischer Bildungsminister) – dann verzichte ich lieber darauf.

Ganz anders Gilgamesch von Jens Harder oder Genesis von Robert Crumb. Beide halten sich ganz eng an den antiken Text, beide schaffen es -trotz völlig unterschiedlichem Zeichenstil in ihre Novels etwas archaisch, entrücktes, traumhaftes du bringen – ich finde beide toll – echte Kunstwerke (wenn auch etwas schwer als Lektüre). Gilgamesch war für mich neu – ich fand es sehr beeindruckend zu lesen, wie viele Gedanken sich Jens Harder um die Umsetzung des Werkes machte und wie er es schafft hier eine einzigartige, surreal archaische Welt lebendig werden zu lassen. Harder ist mehr Kunst als Novel.