Oh mein Gott – Wendler, Harvey Weinberg und das Aktuelle

Mein Gott, jetzt ist so viel Zeit vergangen, seitdem ich das letzte Mal hier etwas geschrieben habe. So viel ist passiert, Laura Müller um ein „prominentes“ Beispiel herauszugreifen  ist anscheinend schwanger geworden, vom „Wendler“. Der „Wendler“ ist inzwischen anscheinend schon ein Markenzeichen für abgedrehte Schwurbeldarsteller geworden. Anscheinend ist ihm das Geld noch nicht ausgegangen. Oder ernähren sich die beiden jetzt über „onlyfans“ – das ist eine website, wo Halb- , Viertel- und Pseudopromis Geld dafür bekommen, dass sie sich ausziehen und noch mehr … aber bevor ich jetzt vollkommen abgleite … (ich glaub, dazu mach ich lieber auch keinen link).

Ich denke mir nur immer, was ist das überhaupt für ein Leben, also das von Laura Müller – Abi, Playboy, deutlich älteren Schlagersänger geheiratet …? Ich meine, die Frau/das Mädchen/Girl ist ja erst 22 (glaub ich). Sie hat keine Ausbildung, kein Studium, keine Sozialisation im (Berufs-)Leben, gekappt von Freunden und Familie und lebt jetzt in Florida davon, Aufmerksamkeit zu generieren. Und was dann? Und was weiter? Wenn sie nicht mehr knackig genug ist und der „Wendler“ über alle Berge ist oder sonstwo hin? Bleibt dann das noch Dschungelcamp? Ich finde dieses Leben eigentlich absolut armselig. Was ist denn der Sinn eines so geführten Lebens? Aber möglicherweise bleibt sie ja von der Sinnfrage verschont, möglicherweise stellt sie sich die Sinnfrage ja nie, denn dazu gehörte ja, dass man über sich und die Welt (oder: „Gott und die Welt“?) etwas tiefer nachdenkt. Wobei, ich habe ja zunehmend den Eindruck, dass dieser „Promi“-Zirkus eine abgekoppelte Welt, eine Blase ist, die völlig abgekoppelt ist von der realen Welt von 80 Millionen Deutschen, von 8 Milliarden Weltbürgern und sich nur um sich dreht. Früher kannte ich auch „Promis“ (nicht persönlich, natürlich) – aber das waren meist Schauspieler, Sänger, Musiker – Menschen, die eine nachvollziehbare Leistung erbrachten. Heute dominieren anscheinend reine Selbstdarsteller. Warum entziehen wir ihnen denn nicht einfach die Aufmerksamkeit? Ist das Leben wirklich so furchtbar, dass wir und diesen Zirkus des Eskapismus leisten müssen? Als sinnfreien Ausgleich zu dem, was uns täglich belastet? Oder ist es doch so, dass wir es verlernt haben – Qualität zu erkennen, zu schätzen und uns an Qualität zu erfreuen? Vielleicht weil es zu mühsam ist, in einer Welt, in der wir erwarten, dass der Staat und die Unterhaltungsindustrie uns die gebratenen Tauben in den Mund fliegen lassen? Oder werde ich jetzt bösartig?

Naja, das ist aber natürlich nicht der Grund für meine Schreibfaulheit – das ist eher die Situation mit dem Krieg. Ich merke, dass der Krieg und die Ungewissheit wie er weitergeht mich  sehr belasten – und ich denke mir – was will ich in so einer Situation schreiben, was nicht vielleicht morgen völlig überholt ist. Die Frage, wie sich das alles entwickelt, wohin das noch führt – auch die Sorge über die Saat des Hasses, die in Russland wilde Blüten treibt und von dem ich befürchte, dass er weiter auf unsere Gesellschaft übergreift. Und dieser Hass blüht ja nicht nur dort, er steckt, tief in vielen rechtspopulistischen Bewegungen – ich denke da an die Postfaschisten in Italien, an die Trumpisten in Amerika, Bolsonaro und es lassen sich viele weitere Beispiele finden. Ein weiterer Punkt ist die Dreistigkeit der Lügen, die von den Mitgliedern des russischen Regimes und dessen Propagandisten  verbreitet werden. „Gaslighting“ nennt man so etwas in der Psychologie – und auch hier dachte ich, dass es nach Donald Trump kaum eine Steigerung mehr gäbe.

Ich habe Angst, dass sich Hass und Lügenkultur zunehmend in unsere Gesellschaft fressen und sie langsam zerfressen. Wahrscheinlich steckt Hass auch in vielen Linksradikalen – aber die halte ich eher für eine aussterbende Spezies. Was mich weiter frappiert ist die Ignoranz und die Hilflosigkeit, mit der das liberale demokratische Parteienspektrum reagiert. Ich habe das Gefühl, da findet weder eine tiefere Analyse der Entwicklung statt noch der Wille zu einer nachhaltigen Verteidigung freiheitlich-demokratischer Werte – oder findet doch irgendwann ein Umdenken statt?

Ja, in den letzten Monaten ist wirklich viel passiert – die Queen ist gestorben, Bolsonaro knapp abgewählt, Italien hab ich schon angesprochen und und und. Der feine Herr Xi hat seine Einpersonendiktatur absegnen und zementieren lassen. Der Begriff „Ermächtigungsgesetz“ passt hier nicht und doch erinnert es micht an die freiwillig/unfreiwillige Machtübertragung an einen Diktator. Und im Iran gehen die Frauen auf die Strasse und viele andere schließen sich ihnen an – und ich bin verloren zwischen der Hoffnung, dass sich die Menschen befreien und das verhasste (und hier hätte der Hass einen realen Grund!) Regime abschütteln und der Angst dass die Proteste zusammengeknüppelt und -geschossen werden, die gefangen Regimegegner anschließend gehängt werden (im Iran machen sie das gerne mit Baukränen). Und in mir steigt eine ohnmächtige Wut auf, mit welchem Recht dieses Regime vorgeht, welches sich ja auf Gott beruft, mit welchem Recht der Neo-Zar die Städte seiner „slawischen Brüder“ in Schutt und Asche legt, nachdem sie seiner Armee widerstanden haben. Man soll ja mit Nazi-Vergleichen zurückhaltend sein – aber was passt hier besser als der Spruch: „Und willst du nicht mein Bruder sein, dann schlag ich dir den Schädel ein!“ Immerhin macht es Mut, dass im Iran die Menschen noch den Willen und Mut zum Protest aufbringen. Ich denke daran, wie viele Stimmen bei uns die russischen Kriegsdienstverweigerer mit Vorwürfen geschmäht haben wie: „Warum habt ihr denn zu Hause nicht gegen den Krieg protestiert?“ Ich möchte wissen, wie viele dieser Stimmen sich gefragt haben, warum die Deutschen denn damals nicht gegen die Diktatur aufgestanden wären. Ich wäre es wahrscheinlich auch nicht – aus Angst, schlicht aus Angst!

Noch kurz zu einem anderen Thema: Im Prozess gegen Harvey Weinstein hat ein ehemaliges Opfer über ihn ausgesagt. So wie die Aussage im Raum steht ist sie vor allem über die Hässlichkeit des Mannes entsetzt – und ich bekomme den unwillkürlichen Eindruck, das Ganze wäre für sie nicht so schlimm gewesen, wenn er schön und gut gebaut gewesen wäre. Es ruft in mir wieder den Verdacht hervor, dass die schlimmste Sünde in unserer heutigen schönen Konsum- und Medienwelt die Hässlichkeit sei. Im Moment lief wieder das „Dschungelcamp“ – wenn man sich das Bild der Kandidaten ansieht – man bemüht sich krampfhaft, es so divers wie möglich zu machen – aber jemanden Dicken oder richtig Hässlichen sucht man vergeblich dabei. So positiv es ist, wenn man versucht, Diskriminierungen aufzubrechen – in der Werbung, in den Medien – es bleiben immer Gruppen, die keine Lobby haben, die davon nicht profitieren, über deren Schicksal wir uns kaum Gedanken machen. Warum eigentlich? Wenn  ich mal so aufzähle – und ich lege dabei keinen Wert auf Vollständigkeit: Die Dicken, die Hässlichen, die Familien mit mehreren Kindern, die Alleinerziehenden, diejenigen, die es in ihrem Leben nicht schaffen, jemals eine Beziehung einzugehen …. alle diese Gruppen kommen in den Medien, ja auch in der Literatur nicht oder fast nicht vor. Keine Lobby! Nicht erstrebenswert! Ja, ich schmeiße jetzt viele Gruppen durcheinander und die etwa Diskriminierung von Familien und vor allem Alleinerziehenden findet vor allem durch mangelnde Unterstützung durch die Politik statt. Aber wie sollen diese Gruppen eine effektive Lobby – bilden? Etwa Alleinerziehende leben überdurchschnittlich oft in prekären Verhältnissen, müssen überdurchschnittlich viel arbeiten, haben weder Geld noch Kraft und Energie, eine Lobby zu bilden. Mangels Kaufkraft sind sie natürlich auch für die Werbung uninteressant. Ich wundere mich dabei sowieso, warum auch keiner bemerkt, dass die Werbung und die Medien inzwischen zwar voll sind von sogenannten PoC – aber die größte Einwanderungsgruppe – Menschen mit türkischen oder kurdischen Wurzeln dabei fast nicht vorkommt? Stört das niemanden?

Oh, Gott, alles roh? Wo bleibt der rote Faden – ich hau´s jetzt einfach mal raus, kann`s später ja noch mal überarbeiten …möcht nicht wissen, wie viele Fehler drin stecken …

Ich bin ja Humanist und glaube an den Menschen und das Gute im Menschen und ich will die Hoffnung nicht aufgeben dass das vernünftige Miteinander doch über den so unnötigen wie galligen und tödlichen Hass triumphiert (passt das?)

Ich wünsche allen Lesern (die hierhergefunden haben) einen schönen Frühling!

Noch ein paar P.S.: Alice Weidel, nein, Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht habe wieder mal einen Aufruf verfasst. Während die „Feministin“ Alice Schwarzer ja seit vielen Jahren ungeniert Pro Putin schreibt (etwa weil er so männlich ist?) wundert es mich bei Sahra Wagenknecht auch nicht wirklich, in der DDR war es doch am schönsten – unter der großen Mutter Russland und dem Väterchen Stalin. Bitte entschuldigt meinen Sarkasmus, aber wenn eine Feministin nicht mal gegen Vergewaltigungen schreibt dann weiß ich es auch nicht mehr (über das Problem der Täter-Opfer-Umkehr habe ich schon mal geschrieben). Um nicht falsch verstanden zu werden – natürlich wären Verhandlungen anzustreben – das geht aber nicht, wenn die Verhandlungposition des Einen die Vernichtung des Anderen fordert. Ich will zu diesem Thema nur einen link zu einem Kommentar angeben, der mir sehr aus dem Herzen spricht. Ja, und warum der große und unbescholtene Denker Jürgen Habermas Verhandlungen fordert und andererseits auf ihre Undurchführbarkeit hinweist – das verstehe ich auch nicht ganz. Habermas fordert ja, dass sich der „Westen“ über seine Kriegsziele klar wird – ich habe den Eindruck, dass es weniger um irgendwelche Siege geht sondern darum, die Ukraine am Überleben zu halten. Dazu noch ein link zu einem Interview mit dem ehemaligen Botschafter in der Ukraine Hans-Jürgen Heimsoeth  .

 

 

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